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Die Klassenentwicklung in den skandinavischen Ländern

Ende des II. Weltkrieges hatte die Anzahl der Messbriefe des Nordischen Volksbootes die Baunummern des zivilen Volkswagens weit überholt. Von dem vierrädrigen Gefährt waren bis dahin 630 Exemplare gebaut worden. Allein in Schweden war innerhalb von zehn Jahren eine Flotte von 400 Booten entstanden. In dem, auf Grund seiner politischen Neutralität, vom Krieg verschont gebliebenen Land hatte die Klasse eine stürmische Entwicklung durchgemacht. Das Nordische Folkeboot war hier innerhalb weniger Jahre zur aktivsten Klasse aufgestiegen. Bekannte Namen aus Wirtschaft und Politik waren eng mit dem Folkeboot verbunden. Alle bekannten schwedischen Segler hatten die Pinne des Nordischen Folkebootes geführt.

Kriegsbedingt war die Klassenentwicklung in den übrigen Nordländern langsamer vonstatten gegangen. Das erste in Dänemark gebaute Folkeboot, die F D1 PETER PAN, war 1943 bei Brødrene Børresen in Veile gebaut worden. Auftraggeber war der dänische Verein 'Sejsportens Venner' - Freunde des Segelsports. Das Schiff war nach seiner Fertigstellung auf dem Marktplatz von Horsens aufgepallt und liebevoll mit Flaggen geschmückt worden. Die PETER PAN warb hier nicht nur für eine neue Bootsklasse, sondern für den Segelsport im Allgemeinen. Das zweite in Dänemark gebaute Boot fiel so mangelhaft aus, dass es als Klassenboot verworfen werden musste. Ein weiteres lief 1944 vom Stapel. 1946, der Krieg war gerade ein Jahr beendet, kamen fünf weitere Boote hinzu. 1947 machte die Klassenentwicklung mit 23 dänischen Neubauten einen deutlichen Knick nach oben. 1949 waren 37 Neubauten registriert. 1950 formierte sich der dänische 'Folkebådsklub', der bereits fünf Jahre später 220 dänische Klassenboote vertrat.

Parallel zu dem Aufwärtstrend des Folkebootes fand in Dänemark der große Ausverkauf einheimischer Yachten statt. 1500-2000 der schönsten Schiffe, damals rund 20% des Bestandes, wurden während der 50er Jahre gegen harte Dollar in die USA exportiert. Das entstandene Vakuum füllten Folkeboot-Neubauten weitgehend auf. Gleichzeitig wurde die skandinavische Klinkeryacht zum Exportschlager Nr.1. Von 350 Einheiten, die bis Anfang der 60er Jahre in Dänemark gebaut worden waren, gingen 99 in den Export: je zwei nach Großbritannien und Schweden, 12 nach Westdeutschland und auch hier wieder mit 83 Einheiten der größte Anteil in die USA.

Eines der ersten Folkeboote jenseits des Atlantiks war im Besitz von Al Larsen, Sohn des bekannten New Yorker Segelmachers Louis J. Larsen. Dieser hatte es 1948 als GI aus Europa mit in die Staaten gebracht. Der Werftpreis von 3000 DKr entsprach 717 Dollar. "Bemerkenswert billig für eine Yacht dieser Größe. Ein außerordentliches Boot ..." berichtete die amerikanische Zeitschrift 'Yachting' über das skandinavische Phänomen. Besonders an der Westküste Nordamerikas sollten eine große Zahl Exil-Folke ihr neues Heimatrevier finden. Hier entstand 1957 die 'San Francisco Bay Folkeboat Association'.

Doch zurück nach Europa. Ähnlich wie in Dänemark verlief die Klassenentwicklung in Finnland. Hier entwickelte sich das seetüchtige kleine Boot bereits in den ersten Nachkriegsjahren zur zahlenmäßig stärksten Klasse. 1961 schlossen sich hier rund 200 Folkeboot-Eigner zum finnischen 'Folkebådsklub' zusammen.

Norwegen, die vierte Nation im Skandinavischen Seglerverbund stellte bezüglich des Folkebootes eine Ausnahme dar. Obwohl auch hier nach dem II. Weltkrieg 27,5% des gesamten Bootsbestandes von den Alliierten beschlagnahmt wurden oder gegen harte Devisen ins Ausland gingen, hatte das Nordische Volksboot gegen die nationalen Klassen und die heimische Drachenflotte keine Chancen. Etwa gleichzeitig mit dem Folkeboot war in Norwegen das etwa gleichgroße Knarrboot entstanden, das in Kraweelbauweise ausgesprochen kräftig (Plankenstärke: Knarrboot = 22 mm; Folkeboot = 14,5 mm) gebaut und mit Yachtheck mehr dem Geschmack der norwegischen Segler entsprach. 1964 waren an den 22.500 km norwegischer Küstenlinie von insgesamt 20 hier gebauten Folkebooten, noch ganze acht in der K.N.S. registriert - gleichzeitig rund 70 Knarrboote und 240 Drachen.

Direkt nach Kriegsende fand das Nordische Folkeboot auch in den übrigen europäischen Staaten begeisterte Freunde. Früh entstanden Klassenvereinigungen in den Niederlanden, Belgien, Frankreich, England. 1949 erhielt Jim Saunders, ein Vermesser des britischen Lloyd, auf Antrag vom Skandinavischen Seglerverband die Ausnahmegenehmigung, dass das Nordische Folkeboot in Großbritannien auch kraweel gebaut werden darf. Heute segelt die englische Volksbootevereinigung ihre Regatten nur zum Teil als Einheitsklasse. Auf der britischen Insel sind heute die unterschiedlichsten Varianten des Folkeboots erlaubt: klinker oder kraweel, mit den unterschiedlichsten Aufbauten, mit und ohne Einbaumaschine. Der Spinnaker - in den meisten Ländern verboten - ist in England, wie auch in Schweden, bei nationalen Regatten selbstverständlich. In England starten Nordische Folkeboote in zwei Gruppen: als offene Rennklasse mit Handicap sowie als Einheitsklasse. In Irland dagegen segelt die Klasse - hier wieder einheitlich und geklinkert - unter der Bezeichnung 'Viking Class'.

 


Start dänischer Folkeboote vor Skovshouved in Schweden, 1956

 


Folkebootregatta in Schweden 1949

 


Folkeboot hart am Wind auf der Kieler Förde

 


Britisches Folkeboot in Kreuzerversion mit Einbaudiesel und verlängerter Kajüte

 

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