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Bitte nicht so verbissen… – Vom Segeln mit Baby
Jan Hinnerk Alberti, BLY VIOL, F GER 1100
In diesem Artikel möchte ich einige Eindrücke und Erfahrungen weitergeben, vom Leben an Bord mit einem 6 Monate alten Baby.

„Wenn selbst 2 Monate nicht reichen, um sich wirklich zu erholen, ist es wohl an der Zeit, ein besseres Gleichgewicht zwischen Arbeit und Entspannung, Aktivitäten und Auszeiten zu finden“. Das ist mein erster Gedanke, als wir an der „Schwiegermutter“ vorbei in die Innenförde einlaufen. („Schwiegermutter“ = liebevolle Bezeichnung der Flensburger für eine Fahrwassertonne in der Holnis-Enge, Anm. d. Red.) Ich will einfach noch nicht wahrhaben, dass unsere Reise zuende geht. Die Zeit verging wie im Fluge. Nach gefühlt 7 Wochen „Schietwetter“ können wir immerhin bei Sonne, 2-3 bft und mit geschrickter Schot unseren Heimathafen Fahrensodde direkt anliegen. Im Nachhinein ist dieser Tag ein Geschenk, auch wenn es der letzte Segeltag unserer Elternzeit ist und wir schmerzlich dem Alltag entgegen blicken. Wir werden durch das gute Wetter der letzten beiden Tage wirklich versöhnt mit unserer Tour, die durch den verregneten und kalten Sommer 2017 durchaus Höhen und Tiefen hatte und uns auch einiges abverlangt hat. Als frischgebackene Eltern mit unserem ersten Kind haben wir nicht nur einfach einen sehr langen Urlaub hinter uns, sondern auch eine Zeit, in der wir viel Neues gelernt haben. Aber der Reihe nach…
Ein holpriger Start. Gleich zu Beginn unserer Auszeit werden wir auf die Folter gespannt. Der gemeinsame Teil unserer Elternzeit beginnt am 21.06.2017 und alles ist vorbereitet. Doch der Wetterbericht spricht von Regen, Regen, Regen und danach von Starkwind. Noch haben wir Geduld. Wir wollen gut beginnen, was gut enden soll. Über eine Woche vergeht, bis wir am 1. Juli Flensburg bei schwachen Winden gegen Mittag hinter uns lassen. Es macht uns nichts aus, dass wir noch nicht mal die Flensburger Förde verlassen. Alles liegt vor uns. In Langballigau gibt es gut zu essen und wir beenden den Tag mit Fischbrötchen. In den folgenden Nächten merken wir dann, dass es wirklich ein kalter Sommer ist. Nachts haben wir selten über 10 Grad in der Kajüte und wir gehen nach ein paar Tagen dazu über, in den Häfen unser Kabel auszurollen, um für Jakob nachts den Heizlüfter anzumachen. Auf diese Weise müssen wir ihm nicht so viel anziehen und wir bekommen langsam warme Gedanken.
Dänische Kirchen: Wir tingeln das dänische Festland hoch und sind schon bald nördlicher als je zuvor. In vielen Fällen finden wir in Hafennähe in Dänemark eine wunderschöne Kirche oder Kapelle. Meistens ist die Tür der Kirche offen. Eintritt frei - einfach reingehen, die Tür knarzt… Manchmal übt ein Organist, sonst sind wir meistens allein. Vandalismus scheint in DK noch kein Problem zu sein. Allerdings – neulich wurde in einer dänischen Kirche ein Altarbild von Nolde gestohlen. Habe ich in der Zeitung gelesen. Wir hoffen, das bleibt ein Einzelfall und die Kirchen bleiben offen. Wir freuen uns daran, unseren Landgang regelmäßig mit einem Blick in eine Kirche zu würzen. Einfach für eine halbe Stunde staunen, tief durchatmen oder auch nur die Stille genießen…
Ist das mit dem Baby nicht alles zu gefährlich? Wir haben uns selbst gefragt und wurden auch oft gefragt: „Ist das mit einem so kleinen Kind nicht viel zu gefährlich?“ Ich selbst mache mir von Anfang an nur Gedanken über die Verantwortung für Jakobs ärztliche Versorgung im akuten Notfall, wenn wir auf See sind. Unser Kinderarzt hat uns einige Hinweise gegeben, was wir speziell für Jakob in der Bordapotheke mitnehmen sollten. Ich bin selbst als kleiner Junge bereits bei meinem Großvater mit an Bord gewesen. Ich freue mich riesig, dass Jakob - wenn er möchte - bald einen Abenteuerspielplatz bekommen wird, der bei guter Begleitung kaum zu übertreffen ist. Andere, vor allem nicht segelnde Familie und Freunde, haben mehr Bedenken wegen der Unfallgefahr.
Wir haben eine neuwertige Kinder-Feststoffweste für ein Gewicht von 5-10 kg geliehen und sie passt Jakob wie angegossen. Aber was soll er jetzt damit? Jakob ist ziemlich genau 6 Monate alt und kann sich vom Rücken auf den Bauch drehen, aber nicht zurück. Er verbringt die Stunden auf See fast vollständig in der Kajüte und er wird dort auch gestillt. Bestimmt 2/3 der Stunden unterwegs schläft er friedlich in einer Hängematte unter Deck, die ihn die gesamte Tour über als sicheres „Nest“ begleitet (siehe Bild). Wir werden die gesamte Reise nur bei sicherem Wetter und tagsüber unterwegs sein - soweit der Plan. Und wenn wir Jakob für einige Male zu uns ins Cockpit holen, sitzt er bei Urte oder mir auf dem Schoß und wird von uns gehalten. Es ist klar, dass wir uns mit ihm nicht vom Fleck bewegen, schon gar nicht das tiefe, sichere Folkeboot-Cockpit verlassen. Unterwegs tragen wir als Eltern jederzeit beide eine Automatik-Schwimmweste und haben eine klare Absprache (Danke, Inga und Basti): Wenn doch etwas passiert (MOB), dann springt Urte sofort hinter Jakob her und ich sammel die beiden wieder ein bzw. versuche per Funke und Handy Hilfe zu erreichen, lieber zu früh als zu spät. Körperlich anstrengend für uns - nicht für Jakob - sind Etappen mit kurzer Welle von vorne an der Kreuz, v. a. wenn Jakob wach ist und unter Deck betreut oder gestillt werden möchte. Wir versuchen, Route und Tagesziele so zu legen, dass wir mit ablandigem Wind oder im Wellenschatten von Inseln oder Flachs segeln, wann immer es möglich ist. Gegen Ende unserer Tour lernt Jakob im Alter von nur knapp 8 Monaten fast gleichzeitig, sich aufzusetzen, sich in den Stand hochzuziehen und zu krabbeln. Mit diesem Jungen wird uns klar: Jetzt möchten wir nach Hause und ihm mehr Bewegungsmöglichkeiten bieten. Uns dämmert: Wäre er in diesem Alter losgefahren, hätten wir uns ganz anders vorbereiten müssen. Aber jetzt, nach einigen Tagen auf See sind wir uns sicher: Jakob fühlt sich insgesamt an Bord und auf dieser Reise sehr wohl. Einmal ärgert ihn für ein paar Tage ein durchbrechender Zahn ziemlich hartnäckig und er ist sehr quengelig. Plötzlich stehen 3 gestandene Mütter von geschätzt 60 Jahren in Kerteminde auf dem Steg vor unserem Boot und rufen nach uns. Urte ist gerade nicht da und ich muss als Vater Rede und Antwort stehen, was ich denn da an Bord anstelle, oder ob der Kleine gar alleine ist? Als die „Jugendamt-Crew“ von Kerteminde meine Geschichte hört, ist sie aber sofort zufrieden und lächelt mich an: „Schön, dass Du schon jetzt mit Deinem Sohn segeln gehst!“ Auch zuhause hätte dieser Zahn Jakob gequält, das wäre nicht anders gewesen. Durch die Bewegungen des Schiffes unter ihm wird Jakob in seiner motorischen Entwicklung vielleicht sogar gefördert. Außerdem wird er regelmäßig nach dem Ablegen sanft in den Schlaf geschaukelt und kann im nächsten Hafen mit uns zusammen auf eine spannende Entdeckungsreise gehen. Wir glauben, es ist auch gut für den Zusammenhalt und das wachsende Vertrauensverhältnis zu uns als Eltern, dass wir so viel Zeit zusammen verbringen können.
Schnellfähre Aarhus-Seeland: Auf eine echte Gefahr möchten wir gerne hinweisen: Leute, die Heckwelle von diesen Ungetümen, die die beiden größten dänischen Städte verbinden, sieht aus wie eine 6-8 m hohe Fontäne. Und diese Fähren fahren mit 35 kt im Stundentakt aus Aarhus raus und wieder rein. Da sind 400 Autos drauf und bis zu 1500 Menschen. Es handelt sich laut Internet um die größten Katamaranfähren der Welt. 3 Stück sind ständig am pendeln. Die suchen den ganzen Tag nach Folkebooten zum Drüberbügeln. Wenn die auf Euch zukommen und Ihr vorher nicht wisst, ob die eher leicht vor oder hinter Euch durchgehen werden, dann kommen Euch Eure Ausweichversuche einfach nur kindisch und hilflos vor und ein Gebet ist schon mal angebracht… Das Gute ist: Man sieht sie sehr früh, weil sie so groß sind. Das Schlechte ist: Gefühlt 3-5 Minuten später sind sie schon da. Die können einem den Spaß am Segeln schon mal für eine kurze Zeit gehörig vermiesen, wenn man nicht ganz so gute Nerven hat oder - noch schlimmer - schlechte Sicht herrscht. Unser Tip: Die Routen, auf der diese Fähren verkehren, sind in der Seekarte eingezeichnet. Unbedingt gut Ausguck gehen, wenn Ihr da in der Nähe seid und den eigenen Kurs nicht parallel zur Fährlinie stecken sondern im richtigen Moment mit 90 Grad queren. Die furchterregende Heckwelle hat die Eigenschaft, sich nach ca. 15-20 Sekunden von sehr steil und hoch zu irre lang und ganz flach zu verdünnisieren. Also, wenn Ihr Abstand haltet wundert Ihr Euch nur noch, wo diese ungewöhnlich hohe Dünung herkommt und fragt Euch, wo die Heckwelle von diesem Monster geblieben ist. Sehr raffiniert konstruiert – Respekt!
Grenå bei 8-9 bft aus Nord-Ost. Unser Weg entlang der dänischen Ostküste endet in Grenå, dem Absprunghafen nach Schweden. Wir möchten von hier aus nach Anholt und dann umkehren bzw. wieder Richtung Süden bummeln. Denn es warten ja noch die 75-Jahr-Feier in Kerteminde und auch der Goldpokal auf uns. Jetzt steht unangenehmer Schwell in fast dem gesamten Hafenbecken und das schon seit 3 Tagen. Auflandiger Wind und 2 m Welle in der Hafeneinfahrt. Gestern haben wir uns mit einem sehr netten Pärchen, das mit einem Spækhugger aus Aarhus unterwegs ist, gegenseitig geholfen, unsere Boote auf kleinere Plätze mit weniger Schwell zu verholen. Eine Crew mit 2 Jungs aus Kiel ist auch eingeweht. Sie sind mit einem IF-Boot unterwegs und träumen von den schwedischen Schären. In der Gischt auf der Mole philosophieren wir, wie man hier wohl wieder wegkommen kann bei diesem Wetter? Keine Ahnung, ob sie es probiert haben. Hoffentlich nicht! Selbst die 12-m-Yachten, die hier jetzt noch vereinzelt einlaufen, verursachen Hafenkino vom Feinsten. Anholt und Schweden geben wir auf. Die Stadt Grenå kennen wir gefühlt auswendig. Wir kommen wohl erst wieder, wenn Jakob mindestens 5 Jahre alt ist und das Kattegat-Museum ein echter Plan B geworden ist. Nach 5 Nächten schaffen wir den Absprung zurück nach Øer bei Ebeltoft. Ankern im Stavnsfjord auf Samsø – Karsten und Silke gucken etwas ungläubig, als sie uns in Langør einlaufen sehen: Bei diesem Sturm??? - Ja, aber wenn wir das gewusst hätten!!! Das war so nicht angesagt und ist nochmal gut gegangen. Wir haben gerade die einzige etwas brenzlige Situation durch Starkwind hinter uns, in der wir sehr gut zusammen gehalten und im Nachhinein auch sehr überlegt gehandelt haben. Aber diese Situation verschläft Jakob bei wirklich viel Welle und Wind von achtern wie ein Stein in seiner Hängematte. Ein 3-Stunden-Ritt, an den wir uns wohl sehr lange erinnern werden. Mit dem Kattegat ist nicht zu spaßen. Aber dieser Naturhafen ist ein Traum. Und am Abend des nächsten Tages soll der Wind nachlassen. Tut er auch. Die Sonne bleibt uns erhalten. Nur mit der Fock tasten wir uns ganz langsam in das Flachwasser des Naturschutzgebietes hinein und lassen dann zusammen mit unseren Folke-Freunden im Stavnsfjord die Haken fallen, gehen längsseits und halten im Abendlicht nach Vögeln Ausschau. Aber hä? Was machen denn die 6 Dänen in diesem winzigen Ruderboot da, das fast untergeht, weil es völlig überladen ist? Wo wollen die denn im Dunkeln hin? Und warum flüstern die so? Sind anscheinend tatsächlich nüchtern… Schmuggler? Es wird eine friedliche Nacht – und am Morgen nutzen wir wieder den Hafenkomfort von Langør.
Tunø – Insel-Idyll pur. Auf dem Weg von Samsø nach Kerteminde machen wir auf Tunø noch einige Tage Zwangspause. Diesmal sind Silke und Karsten in dem Mistwetter draußen auf See und schwitzen. Schon wieder Gewitter und Starkwind. Aber hier versauern wir nicht so wie in Grenå. Einmal um die Insel wandern sind ca. 7 km und landschaftlich wirklich romantisch. Es gibt Steilküste, Strand, Wald und Wiesen. Die Kirche ist gleichzeitig der Leuchtturm… Fehlen nur noch die Seehunde. Nach denen werden wir das nächste Mal auf den Sandbänken rund um Endelave, Tunø und Samsø noch genauer Ausschau halten. Beim Auslaufen nach 3 Tagen auf Tunø ruft mir ein Däne von seiner 45 Fuß Yacht zu: „Kapsejler? Are you going to Kerteminde?“ „Ja, genau, wir wollen zum Goldpokal und zur 75-Jahr-Feier!“ ”See you next week!” „Sure, see you soon!“.
Kolby Kås an der Südwestküste von Samsø. Eine Collage aus Hafenasphalt und Trucker-Schweiß erwartet uns als nächste Station. Quadratische Heckpfähle mit einer Verstärkung aus verzinktem Stahlblech sind der Tod jeder Scheuerleiste. Die hohen Spundwände aus den alten Tagen dieses Gewerbe-/ Industriehafens nehmen jede Sicht auf die Anlage, wenn man einläuft und jede Sicht auf das Wasser, wenn man angekommen ist. Hier kommt der Hafenmeister zwar noch zum Boot und ist auch wirklich sehr freundlich, aber wir sind hier nur abgestiegen, weil wir nichts anderes auf der Karte gefunden haben. Keine Empfehlung! Schon am frühen nächsten Morgen, der fast ohne Wind startet, wagen wir den Absprung nach Fünen. Es wird die längste Etappe unter Motor und eigentlich haben wir noch Zeit. Aber es gibt mal wieder nur ein sehr kurzes Wetterfenster, in dem wir ohne Welle nach Kerteminde kommen können. Dort suchen wir uns einen Dauerliegeplatz für die nächsten 9 Nächte. Folkies zahlen wegen der Jubiläums-Feierlichkeiten für 1 Woche keine Liegegebühren. Das heißt, wir nutzen diesen großen, modernen und sehr familienfreundlich ausgerüsteten Hafen für eine Liegegebühr für insgesamt 175 DKK über 9 Tage. Das schont die Bordkasse, günstiger geht Urlaub in Dänemark nun wirklich nicht.
Der Stauraum für Bord-Fahrräder und Kühlbox. In den nächsten Tagen freuen wir uns an nahezu 100 Fahrten- und Regatta-Folkes in Kerteminde und haben jede Menge Zeit, aufzuräumen, zu waschen und unser Schiff zu pflegen. Wir machen uns auch wieder etwas Gedanken zur Ausrüstung. Leider muss ich Euch enttäuschen, wenn Ihr nun die Lösung für alle Platzprobleme erwartet. Auch zuhause bin ich immer wieder froh und erleichtert, wenn wir uns von Dingen trennen können, die wir lange Zeit nicht mehr benutzt haben und eigentlich gar nicht brauchen. Mit dieser Einstellung bin ich der Meinung, dass wir auch mit 2 oder 3 Kindern losfahren können, solange sie sich das Vorschiff teilen mögen. Das haben unsere Vorgänger ja auch hingekriegt, bevor es die ganzen „aufgeblasenen“ Fahrtendampfer mit Dusche, Backofen, Kühlschrank und Garage gab. Ich bin sehr froh damit, dass unser Boot zum Segeln konstruiert wurde und man auch darauf wohnen kann und nicht umgekehrt. Zwei Punkte sind aber aus meiner Sicht sehr wichtig: Erstens haben wir eine sehr gute Persenning (allerdings nicht die klassische Kuchenbude), die das Cockpit zum Wohnzimmer macht und es fast 100 % trocken hält. Nur wenn sprichwörtlich „die Welt untergeht“, gibt es im Cockpit etwas Feuchtigkeit. Zweitens verzichten wir tatsächlich auf Vieles. Wir haben das Gefühl, es geht uns umso besser, je weniger Ausrüstung wir mitschleppen. Von allem die kleinste Ausführung anschaffen und dann überlegen, wo das hinpassen könnte? Nein! Wir haben also keine Fahrräder, keine Kühlbox/Kühlmöglichkeit, keinen 2-flammigen Kocher, keinen Grill, keinen externen Tank für den Motor, kein 2. Großsegel, kein Schlauchboot, keine Rettungsinsel usw. dabei. Wir beginnen sogar eine Liste zu schreiben, was von unserer Ausrüstung überflüssig ist und beim nächsten Törn zuhause bleibt! Unser Flautenschieber mit integriertem Tank hat nur 2,5 PS und wiegt als Langschafter ca. 14 kg. Dazu gehört ein 5-Liter-Reservekanister in der Bilge. Unter dem Achterdeck stauen wir unterwegs Festmacher, Schrubber und den Sack mit der Persenning. Unser Vorrat von gut 6 Litern Benzin inkl. Motortank reicht für ca. 26-30 Seemeilen, wenn Flaute und ruhiges Wasser herrschen und wir mit ca. 40 % Drehzahl 4,0 kn Fahrt über Grund machen, ohne dass der Motor zu stark belastet oder gar laut wird. Wir haben uns darauf beschränkt, den kleinsten Buggy anzuschaffen, den wir finden konnten (siehe Foto), damit wir Jakob nicht immer tragen müssen. Dieser Kinderwagen passt locker 5-mal in die Backskiste. Wir teilen die Küchen und Aufenthaltsräume, die es in vielen dänischen Häfen heute gibt, mit vielen lieben Menschen oder Freunden, die wir unterwegs treffen. Unter der Vorschiffskoje haben wir wirklich jede Menge Wickel-Utensilien bei uns. Und das Kocher-Staufach ist unser Lager für die Baby-Glaskost. Wir haben einen 1-flammigen Campingkocher, einen sehr kleinen Heizlüfter, einen kleinen Wasserkocher und eine Thermosflasche dabei. Mit unserer Mini-Küche können wir zwar eine vollwertige Mahlzeit zubereiten, aber wir tun das nur, wenn es keine Alternative gibt. Oft nutzen wir, was vor Ort vorhanden ist und haben ein besseres Essen als das mitgebrachte „aus der Tüte“.
Die Umrüstung unseres Bootes für den Törn ist ausgefallen. Wir haben ein Regatta-Folkeboot mit einem neu vermessenen Gewicht von 1.934 kg, mit dem wir beim Goldpokal in Warnemünde 2015 in dem aktuellen Zustand mit etwas Glück eine Wettfahrt gewonnen haben. Eine 33 Ah-AGM-Batterie für die Navigation und ein faltbares Solarpanel mit dazugehöriger Powerbank für die Smartphones und das Tablet reichen uns. In den ersten 10 Tagen laden wir unsere Batterie nicht einmal auf, weil wir die Handys immer an die Powerbank hängen und diese mit Sonnenenergie wieder gefüllt wird. Das Folkeboot als „Perpetuum Mobile“. Im Prinzip ist alles original „Folkeboot-Zentrale“. Die Modifikationen, die wir vorgenommen haben, sind nicht relevant für eine solche Tour. Unser Boot verfügt über die „einfachen“ Schwalbennester, ohne Barschrank etc. Wir haben auch keinen fest eingebauten Landstrom-Anschluß, sondern ein Adapterkabel für den Steg, ein seewasserbeständiges Verlängerungskabel und einen in ein Kabel integrierten, mobilen FI-Schutzschalter für die bordseitige Absicherung. Das Kabel nervt, aber es ist doch der einfachste Weg, die Mahlzeiten für Jakob im Wasserbad zuzubereiten und den Heizlüfter nachts laufen zu lassen. Die gesamte „Elektrik“ inkl. der Batterie passt in das kleine Staufach unter der Steuerbord-Koje, gegenüber vom „Küchenblock“.
Rauschefahrt nach Hause: Auch wenn wir versuchen, mit wenig auszukommen – wir sind in Kerteminde trotzdem erstaunt, wie hoch die anderen Folkes im Wasser liegen und haben gar keine Lust, alles wieder auszuräumen. Der Goldpokal mit 76 teilnehmenden Booten ist ein Erlebnis. Wir wohnen auf unserem Boot und ich habe bei Udo und Klaus als Vorschoter angeheuert. Die Ausrüstung kann dieses Jahr also an Bord bleiben. Vielen Dank für die Einladung, Udo! Urte und Jakob haben Besuch von Oma und Opa, die endlich sehen möchten, wie es bei uns an Bord so zugeht auf der Tour. Dann kommen die ersten echten Rückweg-Gedanken. Die Inselwelt südlich von Fünen ist unsere letzte Station auf dem Rückweg nach Flensburg. In Svendborg liegen wir nochmal direkt vor dem dänischen Segelsport-Museum und besuchen die Folkeboot-Sonderausstellung. Dann geht es nach Rantzausminde und von dort über den Kleinen Belt. Wir genießen den Blick über die kleinen Inseln Skarø, Hjortø, Drejø, Avernakø, Lyø und Ærø. Wir schwören, dass wir wiederkommen. Von Rantzausminde im Svendborgsund bis kurz vor Kalkgrund nimmt der Wind dann immer mehr zu. Am Ende sind es sicher gut 4 bft, die Sonne lacht ausnahmsweise mal wieder dazu. Ab Gammel Pøl sitze ich bei raumem Wind vor dem Mast und steuere über umgelenkte Steuerseile. Fast 7 kt Fahrt über Grund - läuft ja wie geschmiert heute! Jakob steht etwas wackelig auf der Vorschiffskoje, guckt mit dem Kinn auf der Kante aus dem Vorluk und wir hören der Bugwelle beim Rauschen zu. Und dann einfach rechts abbiegen nach Hørup Hav – morgen: Hafentag. Es ist Regen angesagt.
Nochmal? Auf die Frage, ob wir das wieder machen würden, kann ich ohne zu zögern antworten: „Ja – auf jeden Fall, wenn es beruflich ohne Konflikte möglich ist!“ Wir leben in unmittelbarer Nähe zur dänischen Südsee, einem der schönsten Segelreviere für das Folkeboot. Wir nutzen das viel zu wenig. Unsere Standard-Etappen von 3-4 Stunden haben oft sehr gut funktioniert. Am Ende ist es sicherlich auch eine persönliche Entscheidung, ob man zum Beispiel einige Nächte investieren möchte, um neue Horizonte zu erreichen. Das wäre auch eine Möglichkeit gewesen. Wir haben einige Male überlegt und gehadert, aber am Ende war es uns nicht wichtig genug. Wir haben uns entschieden, direkt vor unserer Haustür einfach abzulegen und in erster Linie den Wind, das Wetter und unsere Laune entscheiden zu lassen, wo es hingeht. Und wenn wir doch andere Reviere sehen möchten: Dann werden wir das nächste Mal das Boot mit dem Trailer dorthin bringen und von dort zurücksegeln, statt einen großen Teil der Reise mit der Anfahrt zu verlieren und die ganze Reise über unter Zeitdruck zu stehen.
Was bleibt uns von der Tour? Als ich nach 2 Monaten ohne den Arbeitsalltag ziemlich langsam und gemächlich von unserem Steg an der Ostbrücke der SVF zu unserem kleinen Reihenhaus den Berg hinauf stapfe, wird mir auf einmal klar, wie gut wir es hier haben. Klar, es ist schade, dass die Zeit so schnell verflogen ist. Aber es fühlt sich doch irgendwie unwirklich anders an, den Strandweg zu unserem Haus zu gehen, als beim letzten Mal, auf dem Weg zum „Leinen los!“. Es ist, als wenn wir dort wohnen, wo Urlaub, innerer Frieden und die Freiheit sind. Also müssen wir uns doch irgendwie erholt haben! Ja, haben wir – und mehr noch: Wir sind eine Familie geworden. Danke, Urte und Jakob! Ich öffne die Tür zu unserem Haus und schreibe diese Gedanken auf die Rückseite von einem der vielen Briefumschläge, die in der Diele auf uns warten. Diese Gedanken und die Dankbarkeit möchte ich nicht vergessen, sondern in den Alltag mitnehmen. Dann gehe ich zurück zum Boot. Wir wollen noch nicht „umziehen“, sondern bleiben einfach noch eine Nacht und einen Tag an Bord.
Kurz gelesen (s. Kasten): In 47 Tagen Elternzeit unter Segeln haben wir im kalten und verregneten Sommer 2017 mit unserem Folkeboot insgesamt 389 Seemeilen zurück gelegt, davon 61 Seemeilen unter Motor. Den überwiegenden Teil der Strecke sind wir tatsächlich gesegelt. Wir waren insgesamt 22 Tage auf See und hatten 25 Hafentage.
| 47 Reisetage, davon 22 Tage auf See, 25 Hafentage |
| Angelaufene Häfen: Langballigau, Sønderborg, Dyvig Badelaug, Aarø, Hejlsminde, Fredericia, Juelsminde, Hov, Aarhus, Ebeltoft, Grenå, Øer, Langør, Tunø, Kolby Kås, Kerteminde, Nyborg, Troense, Rantzausminde, Hørup Hav |
| Zurückgelegte Distanz: 389 nm - davon 61 nm unter Motor |
| Durchschnittliche Etappe 15,3 nm - längste Etappe 33,1 nm |
| Durchschnittsgeschwindigkeit 4,2 kn, max. Geschwindigkeit 9,4 kn |
| 304 Windeln, 95 Gläser mit Babynahrung |



In unseren Ferien wollten wir mal den westlichen Teil der norddeutschen Förden und Buchten besuchen. Dort gibt es schöne Segelreviere, auf denen richtig was los ist. Lene und ich segeln seit vielen Jahren Folkeboot und genießen das einfache Boot, das so gut zu segeln ist. Mittlerweile segeln wir die MARIA F DEN 1048, ein Boot, das 1991 komplett aus Glasfieber gebaut wurde. Wir segeln gerne Regatten, aber wir können das Boot auch problemlos mit einer Sprayhood, einer Kuchenbude und mit vielen anderen Details ausrüsten, die das Tourensegeln bequemer machen. Wir haben einen Alumast und schätzen den Vorteil, Mastrutscher am Vorlik des Großsegels zu haben, die die Manöver einfacher und sicherer machen. Viele Jahre lang sind wir in unseren Ferien Richtung Norden gesegelt und haben sowohl Norwegen als auch Schweden besucht. Es war schon eine Weile her, das wir die deutsche Küste entlang gesegelt sind. Also planten wir 3 bis 4 Wochen für einen Törn in die norddeutschen Fjorde ein und freuten uns darauf, das Seglerleben und die Kultur dort kennen zu lernen.
Wir setzten unsere Reise gen Süden fort Richtung Eckernförder Bucht und weiter nach Strande. Wir gönnten uns auf dem Weg eine kleine Wettfahrt mit Harald aus Schilksee. Wir hatten ungefähr die gleiche Ausstattung mit einem Alumast mit Mastrutschern im Großsegel und Barberholer an der Fock. Aber Harald kennt die Kieler Bucht besser als wir und kam als Erster an. Wir rundeten das Bülker Feuer und liefen während eines heftigen Regenschauers in den gemütlichen Hafen von Strande ein und fanden einen guten Liegeplatz. Hier gab es ja einen ganzen Steg dieser schönen Folkeboote! Die deutschen Folkebootsegler passen so gut auf ihre Boote auf und decken sie zu, wenn sie im Hafen liegen. Das sieht man in Dänemark nicht so oft. Ich konnte den ganzen Abend herumgehen und mir die vielen unterschiedlichen Details an den Folkebooten angucken. Ich hatte den Hafen schon früher mal besucht und wusste, das er so eine Art Folkebootezentrum ist. Am nächsten Tag gingen wir rüber zum Olympiahafen in Schilksee und hier waren wieder ganz viele Folkeboote. Und als wir auf die Förde guckten waren da auch mehrere Folkeboote auf dem Wasser. Die Deutschen segeln ihre Folkeboote! Hier wird der Segelsport aktiv betrieben und viele Segler verbringen richtig viel Zeit mit ihren Booten.
Später am Tag segelten wir gen Norden an der Ostseite der Förde entlang und passiertendie die Häfen von Mönkeberg und Möltenort. Wir setzten den Kurs ab auf den Hafen Laboe. Hier fanden wir einen Platz mitten unter den hier beheimateten Folkebooten. Echte Ferienstimmung machte sich breit: Es war Sonntag und Sommerstimmung überall, ein super Sommertag und es war eine Menge los. Wir schlenderten über die Strandpromenade hinüber zum Marine-Ehrenmal und überall standen kleine Stände und Bierbuden. An diesem Tag wurde das Finale der Fußball Europameisterschaft gespielt, daher wurde es an diesem Abend ein wenig später. Hier in Laboe gab es viele schöne Schiffe zu gucken, sowohl moderne als auch klassische, für einen Bootsbauer gab es also eine Menge zu entdecken.
Man kann sich gut bei einer Segeltour in den norddeustchen Förden, Buchten und Häfen inspirieren lassen, es ist eine Bereicherung für die Klasse und es nutzt der Seglergemeinschaft. Hier gibt es sowohl GFK als auch Holzboote, gut erhaltene und gut ausgestattete. Wir haben regelrecht gespürt, wie sehr die Deutschen das Folkeboot schätzen und es genießen, es zu segeln. Wir freuen uns schon darauf, die deutschen Segler in ihrem Heimatland ein anderes Mal besuchen zu können.
Wir segeln mit Stopp in Anholt über das Kattegatt nach Schweden – durch die Schärengärten und teilweise bei hoher Welle übers offene Skagerrak bis nach Norwegen, aber für Oslo war die Urlaubszeit zu kurz. Zurück über die Koster-Inseln – das Highlight der Reise! - wieder durch die Schären und über Læsø nach Dänemark zurück. In diesmal leider nur 4 Wochen haben wir fast 500 sm geloggt, davon 3 Std. mit 3,5 PS und 3 Std. im Schlepp vom WASSERMANN, die Comfortina 32 unserer Freunde Norbert und Josefine, die am Bodensee mit der F- GER 635 dabei waren.

Do 13. Juli – Vettnet (Nord-Koster) – Ursholmen (Süd-Koster)
Mi. 28. Juli – Lindau - Nonnenhorn

Wochenlange akribische Planung, herrlicher Wind, tolles Wetter, endlich laufen wir mit "Habibi" aus der Strander Bucht aus und starten unsere lang ersehnte Tour Richtung Dänemark.
Nach einer überraschend gemütlichen ersten Nacht (trotz oder gerade wegen getrennter Kojen?) und einem ausgedehnten Frühstück packte uns nach der Erkenntnis des Vorabends der Übermut, den Hafen vor allen anderen zu verlassen und dabei vor allem nicht den Motor zum Einsatz kommen zu lassen. So gut unser Manöver geklappt hatte, so sehr hatten wir an unserer nächsten Aktion zu beißen, die gleich doppelte Ladung für die nicht vorhandene erste Bewährungsprobe war: Bei recht kräftigem Südwind ist Christoph, mittlerweile zum Matrosen aufgestiegen, mit wachsamem Auge das etwas lockere Vorstag aufgefallen, welches sich durch einen gebrochenen Bolzen gelöst hatte. Bewährungsprobe für Mensch und Material auf Höhe Falshöft. Nach Abschluss der provisorischen Reparaturarbeiten gab es ein – Gott sei Dank- noch gekühltes, zollfreies Dosenbier zur Beruhigung der sehr aufgewühlten Gemüter.
Mit Ruhe, Gelassenheit und dem seglerischen Zusammenhalt löst man jede Herausforderung.
Den Lille-belt bei wunderschönem Wetter überquerten wir am nächsten Tag, ein wenig mehr Wind wäre wünschenswert gewesen- allerdings sind wir so endlich dazu gekommen, unseren Linseneintopf zu kochen und uns die Sonne auf den Pelz brennen zu lassen. So dümpelten wir langsam aber sicher Richtung Ärösund und mussten am Ende des Tages doch noch den künstlichen Antrieb hinzuziehen. Motor war halt doch keine so schlechte Idee.
Folkeboote liegen perfekt auf Steghöhe, um sich auch nach lustigen Seglerabenden nicht die Knochen zu brechen- und falls man doch fällt, landet man Dank der Schwerkraft ohnehin an Deck.
Donnerstag 05. Juli: Gerade haben Ina und ich die Kinder zur Kinderbetreuung gebracht, jetzt sind mein Weib und meine Schwiegermutter mit einem Schwung dreckiger Kinderklamotten zur Waschmaschine unterwegs. Es regnet in Strömen, Lufttemperatur 15° C, Wasser 17°. Leicht frustriert sitze ich in unserem Appartement der Wasserferienwelt und blicke auf Vilm, die ehemalige Parteibonzeninsel. Das mitgenommene Folkeboot von Opa Klausi zerrt bei heftigen Schauerböen an den Leinen und hat eigentlich momentan nur einen Sinn: Regensammler!
Vor dem Hafen sollen eigentlich zwei grüne Tonnen liegen, die den Weg in den idyllischen Hafen weisen. Wir sehen im Gegenlicht der schon tief stehenden Sonne leider nur eine. Nur unter Groß halten wir trotzdem auf den Hafen zu. Rumms, wir sitzen bombenfest auf hartem Sand. Trotz Kränken und Außenborder Vollgas rückwärts keine Chance. Selbst aussteigen und schieben hilft nicht!
Am nächsten Morgen weht der Wind mit 2 - 3 Bft aus ENE, wieder genau auf den Kopf. Also Segel hoch und Kreuz in den Svendborgsund. In Troense belohnen wir uns mit einem dicken Eis für rund 40 Wenden im engen Teil des Sundes, laufen dann aber schnell wieder nach Svendborg zurück, wo wir im Stadthafen einen schönen Liegeplatz unweit von Bendixen's Fischbude ergattern. Die eigene Küche bleibt heute kalt, es gibt Schollenfilets mit Pommes und reichlich Remoulade vom Fischhöker.
Am nächsten Morgen erdrückt uns die Hitze schon um halb acht. Schnell laufen wir aus und frühstücken im Cockpit, kein Problem, wenn der Jockel läuft. Zum Glück haben wir einen vergleichsweise leisen Viertakter gekauft, der mit einem Verbrauch von unter einem Liter in der Stunde bei fünf Knoten Fahrt außerdem noch sehr sparsam ist. So motoren wir Stunde um Stunde und passieren erst die Brücke über den Großen Belt, dann Kerteminde, die Nordspitze von Fyn, Ballen auf Samsö, um schließlich in Langör auf Samsö festzumachen. In der Bucht kurz vor dem Hafen binden wir ‚Ultima Ration’ an einer dicken gelben Tonne an und nehmen ein herrlich erfrischendes und ausgiebiges Bad im nun schon 21° C warmen Ostseewasser.
In Langör hat die Saison noch nicht begonnen, selbst der Hafenkiosk ist noch im Winterschlaf. In dem sonst oft überfüllten besonders idyllischen Naturhafen gibt es freie Liegeplätze ohne Ende. Für Kurzweil sorgen einige brütende Seeschwalben direkt neben der Mole, die ihre Nistplätze unter vollem Einsatz verteidigen. Wütend stürzen sie sich im Sturzflug auf jeden Passanten und schrecken selbst vor dem Einsatz von C-Waffen nicht zurück. Peter hat jedenfalls einen dicken Vogelschiss auf dem Arm, als er am Toilettenhäuschen ankommt, eine herrliche Schmiererei. Da keine Möglichkeiten zum Frischproviantkauf bestehen, gibt es zur Abwechslung - wie schon auf Avernakö - mal wieder Bratkartoffeln. Zur besseren Verdauung machen wir noch einen kleinen Spaziergang am Wasser entlang und freuen uns an der fast unberührten Natur.
Auch der nächste Tag ist sonnig und flau, so langsam beginnt die Motoritis zu nerven. Hilft aber nichts, anders kommen wir nicht nach Arhus, dem eigentlichen Ziel dieser Reise. Unterwegs dorthin nehmen wir wieder ein Bad in der Ostsee, die hier unglaubliche 24° Wassertemperatur hat. Im Anschluss gibt es FKK an Deck, damit auch die sonst weißen Stellen mal Farbe bekommen. Pit wird beim Sonnenbad auf dem Vorschiff vom Schwell einer Katamaran-Schnellfähre, die uns in sehr knappen Abstand passiert, völlig überflutet. Diese Mistdinger sollten verboten werden!
Gut gelaunt stehen wir am nächsten Morgen auf, es pfeift tatsächlich aus West. Schnell machen wir uns auf den Weg in die City um dort zu frühstücken und um die Drahtesel wieder abzugeben. Gegen elf Uhr machen wir uns auf den Heimweg, Ziel Middelfart im kleinen Belt.
Der Regen hält bis zum Eingang in den Alsen Sund und spült unser Ölzeug kräftig mit Süßwasser. Danach reißt es auf und flaut ab. Trotzdem schaffen wir es noch bis Sonderburg, wo wir im Stadthafen an einer Comfortina längsseits gehen. Vor uns liegt ein Traditionssegler aus Kiel, dessen Crew auf der Pier gegrillt hat. Offensichtlich waren die Augen größer als die Mägen, jedenfalls werden die Jungs nicht allein mit ihren Fleischmassen fertig. So werden wir zum Mitessen eingeladen, also wieder keine Spaghetti Bolognese. Das in Middelfart gekaufte Hackfleisch wird deshalb zu Frikadellen verarbeitet.
Was zunächst nur als Teilnahme an der ARC 2007 gedacht war, entwickelte sich zu einer einmaligen Rundreise, die zuvor so wohl noch nie mit einem Nordischen Folkeboot durchgeführt worden ist.
Wie in jedem Jahr segelten wir auch in diesem Jahr mit der Familie auf dem Folkeboot, der FG 348, allerdings mit einer Ausnahme. Unsere Kinder Jykke und Frederik waren im Zeltlager, und somit hatte Thorges Freund Lasse die Chance, 1 Woche mit uns in der Dänischen Südsee zu segeln. Von Kiel Schilksee bei schlechtem Wetter und Wind von vorne (NNW 4 Windstärke) ging`s Richtung Maasholm, um Lasse an Bord zu nehmen. Überraschender Weise sichteten wir schon gleich in der Eckernförder Bucht einen Tümmler. In Maasholm angekommen, schnell noch eine Abschieds Curry Wurst mit Lasses Eltern und Bruder Tim. Damit war unsere Mannschaft dann komplett.

Der Wetterbericht hat schlechtes Wetter vorhergesagt. Aber,der Himmel ist blau, 3 Windstärken aus Süd, etwas diesig. Aus unseren Erfahrungen wissen wir, daß das Wetter sich erst im Laufe des Tages verändern wird. So wird aus unserem Hafentag auf Hjortö nichts, und wir segeln Richtung Westen. 'Mal sehen, wie weit wir kommen. Die Seemannschaft an Bord ist inzwischen richtig gut, die tägliche Flaggenparade ist Hoheitsgebiet von Thorge und Lasse, das Auslaufmanöver klappt. Schnell trägt uns der Wind Richtung Alsen, kleine Flaute zwischen durch, dann aber wieder Wind, Welle natürlich, wir sitzen auf der Kante, auch nicht jeder. Niko und mir schmecken die vorbereiteten Butterbrote, die Jungs halten sich da zurück. Wir brauchen viel Sonnencreme. Wir runden die Südspitze Alsens, Gammel Pöl, abermals Flaute, wir liegen auf Legerwall, schnell den Motor an? Nein, wir haben Ergeiz, mit wenig Wind und optimaler Segeleinstellung vorwärts zu kommen. Das Thema Kartenkunde ist jetzt genau richtig. "Wie lassen sich die Dreiecke auf der Seekarte noch zusammenlegen?" Wir meistern auch diese Situation. Kurz nach 17 Uhr erreichen wir den Hafen Hörup Hav. Die Portion überbackene Nudeln kann heut nicht groß genug sein, und der Spaziergang tut danach gut. Mirabellen naschender Weise bläst uns der Wind inzwischen aus SSO mit Stärke 5 direkt ins Gesicht. Nachts regnet es dann.
Hafentag in Hörup Hav - so ist unsere kollektive Meinung. D.h. jeder geht seiner Wege. Der Tag beginnt mit leckeren dän. Brötchen, dän. Leberpastete und kl. Gürkchen. Thorge und Lasse erobern den Wald mit einem reißenden Bach darin, wir lesen uns durch unsere Bücher, Karten werden gespielt (Wizard, 6 nimmt). Urgemütlich, denn inzwischen pfeift der Wind nur so über uns herüber mit gelegentlichen Regenschauern.
Nordic Folkboat